Die Geschichte der St. Sebastianus Bruderschaft 1802 Neersen e.V.

Maibaum Neersen

Die Gründung der St. Sebastianus Bruderschaft erfolgte in einer Zeit, als in unserer Gegend noch die französische Zeitrechnung für alle bindend war. Demnach ist der 26. Florèal des Jahres X der 16. Mai 1802 alter Zeitrechnung der Gründungstag der Bruderschaft. Eine Schützentätigkeit in Neersen lässt sich erstmals schon 1639 nachweisen. Ob es sich hierbei um Schützen einer geistlichen Bruderschaft oder um ein allgemeines Aufgebot waffenfähiger Männer handelt, ist noch nicht mit Sicherheit festzustellen. Neben dem ersten König Joh. Bapt. Willet, seinem Major Godofridus Efen sind uns die Namen einiger Gründungsmitglieder in einem Inventarbuch aus dem Jahre 1883 überliefert. Es handelt sich hierbei um Wefels Johann, Dorres Engelbert, und Mück Christian. Das eigentliche Gründungsbuch ist leider im zweiten Weltkrieg abhanden gekommen.

Neben ihren religiösen Aufgaben pflegte die Bruderschaft die in den anderen Gemeinden schon lange üblichen Gebräuche des Vogelschusses und des Schützenfestes. Nach den Satzungen verpflichteten sich die Mitglieder, dem Vorbild des Schutzpatrons gemäß in christlicher Liebe und Eintracht zu handeln. Der Vorstand setzte sich aus dem Präses, den zwei jüngsten Ehrenmitgliedern, zwei Ältesten, zwei Bruderschaftsmeistern und dem Rendanten zusammen. Dazu wurde ein Fähnrich gewählt. Der Vogelschuss fand am Pfingstmontag, später um 1900 am Kirmesdienstag statt.

Aufzüge fanden damals nur am Kirmesdienstag statt. Die Mitgliederzahl bewegte sich vor 1900 um 60 bis 100. Die Teilnahme einer Königin bürgerte sich erst nach 1900 ein. Die ältesten Silberplatten des Königssilbers stammt aus dem Jahr 1802. Das Königssilber ist in den Hauptbestandteilen heute noch erhalten. Die Bruderschaft hatte vier Fahnen, die bis auf eine verloren gingen. Außer dem Gründungsbuch sind von 1868 an alle Protokollbücher wieder vorhanden.

Es ließe sich eine fast lückenlose Chronik erstellen. Die letzte Eintragung ins Protokollbuch vor dem zweiten Weltkrieg erfolgte am 22. Januar 1939. Der letzte König vor dem zweiten Weltkrieg hieß 1935 Gerhard Schmitz. Nach langen Jahren des Stillstandes lebte die Arbeit der Bruderschaft Ende 1950 wieder auf und bereits 1951 wurde ein schönes Schützenfest mit dem König Leopold Rütten gefeiert. Der Aufschwung war nicht von langer Dauer, es wurde immer schwerer, einen Schützenkönig zu finden. In dieser Zeit war sogar der Präses Pastor Hubert Leuchter 1955 Schützenkönig. Ohne Schützenkönig musste man 1958 und 1959 auskommen. Ab 1960 aber wurde die Tradition wieder lückenlos fortgesetzt.

Einmal noch, 1976, blieb der Vogel auf der Stange und der Vogelschuss musste wiederholt werden.

Heute zählt die Bruderschaft, mit erfreulich vielen Jugendlichen, über 370 Mitglieder.